Radschnellweg — GRÜNE Stellungnahme

Aus der folgenden Stellungnahme entstand zur BV-Sitzung am 23.03.2021 der GRÜNE Antrag BV10/063/2021, den wir zugunsten der Bildung des interfraktionellen „Arbeitskreis Radschnellweg“ aus den Fraktionen von CDU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in der Bezirksvertretung 10 zurückzogen. Im Auftrag des AK verfasste Bezirksbürgermeister Erkelenz zwei Briefe an das Amt für Verkehrsmanagement, die Sie hier finden.

In der BV-Sitzung am 22.06.2021 wurde der Vorschlag der Verwaltung einstimmig und mit vehementer Kritik abgelehnt, da die Anliegen der BV10 und des AK in keiner Weise brücksichtigt wurden. Mehr dazu im Newsletter vom 01.07.2021 lesen.


27.  November 2020

Frühzeitige Bürgerbeteiligung für den Radschnellweg 1 Neuss-Langenfeld – Stellungnahme

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir begrüßen ausdrücklich dieses Instrument der frühzeitigen Bürger*innenbeteiligung, weil es uns die Möglichkeit gibt, schon zu diesem Zeitpunkt unsere Fragen und Anregungen in die weitere Planung einzubringen. Schließlich kennen die Menschen, die vor Ort leben, evtl. Engstellen, Wegebeziehungen der Menschen oder Besonderheiten im Tages- und Wochenverlauf am besten. Wir hoffen, dass es auch im weiteren Verlauf der Planungen noch Möglichkeiten des Austausches und der Beteiligung in Form von Bürger*innenversammlungen, Berichten in der Bezirksvertretung usw. gibt, damit der Radschnellweg ein Erfolg wird und einen guten Beitrag zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs leistet.

Erwartungen an einen Radschnellweg

Scope unserer Betrachtung
Wir betrachten den Bereich Hellerhof / Garath, der von der BV 10 vertreten wird. Von dem Projekt Radschnellweg, welches wir sehr unterstützen, erwarten wir eine stärkere Nutzung des Fahrrads für Wege zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen. Der Schnellweg kann auch in der Freizeit genutzt werden, hier sehen wir aber keinen Schwerpunkt.

Erwartete Nutzung
Wir sehen eine verstärkte Nutzung des Fahrrads durch zunehmende Verbreitung der E-Bikes. Diese ermöglichen auch weitere Wege zur Arbeit zurückzulegen, was wir sehr begrüßen. Darüber hinaus werden E-Bikes gerne von Rentner*innen genutzt. Generell steigern E-Bikes die Geschwindigkeit der Radfahrenden, auch solcher die weniger geübt sind. Diese Entwicklung sollte der Radschnellweg berücksichtigen und die Sicherheit unterstützen. Daneben sehen wir zunehmend Lastenfahrräder, die für den Transport von Einkäufen oder kleinen Kindern genutzt werden. Diese Lastenfahrräder sind breiter als „herkömmliche“ Fahrräder aber eine tolle Entwicklung um den Autostau vor Kindergärten und Grundschulen zu reduzieren, der ein zunehmendes Problem darstellt. Ein Radschnellweg soll also auch die Breite dieser Fahrzeuge berücksichtigen, ebenso die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen verschiedenen Radfahrenden, es muss Platz zum Überholen vorhanden sein.

Benötigte Verbindung
Der Radschnellweg soll Benrath mit Langenfeld und Monheim verbinden und dabei die derzeitigen Verkehrsströme optimal unterstützen. Dabei sehen wir eine Verbindung entlang der Koblenzer Str. als wichtig für Schüler*innen an, weil es hier große Schulen gibt. Diese Verbindung sollte schnell, sicher und daher möglichst von Fußgänger*innen getrennt erfolgen. Außerdem müssen die aktuellen Engstellen beseitigt werden, weil diese Gefahrstellen für Radfahrende und Fußgänger*innen darstellen.

Unsere Anmerkungen im Einzelnen

  1. Eine besondere Problemstelle ist die Unterführung unter S-Bahn und Autobahn am S-Bahnhof Hellerhof. Die bisherige Planung sieht – nach Auskunft von Vertretern des Amtes 66 in Düsseldorf – vor, dass der Radschnellweg auf dem bisherigen Rad-/Gehweg geführt wird. Diese Stelle ist schon heute eine besondere Gefahrenstelle. Der Weg führt zwischen Treppenabgang und Fahrstuhl vom Bahnsteig hindurch. Gleichzeitig sind dort Fahrradständer angebracht, die zu einer Verlangsamung des Radverkehrs führen, während von der Rad-/Fußgängerbrücke über die Frankfurter Str. Radfahrende und Kinder auf Skateboards oder Rollern mit zum Teil hoher Geschwindigkeit hineinfahren.
    Es ist aus unserer Sicht ausgeschlossen, dass dort ein RadSCHNELLweg entlanggeführt wird.
    Eine Alternative könnte die Nutzung der Rechtsabbiegespur des Hellerhofwegs nach Langenfeld sein.
  2. Alternative Wegeführung:
    • Die bisherige Wegeführung sieht vor, die Trennung in die Richtungen Langenfeld und Monheim erst am Hellerhofweg vorzunehmen. Wir können uns auch vorstellen, die Trennung schon früher vorzunehmen. Dazu müsste der Radschnellweg auf der Koblenzer Str. weitergeführt werden bis zur Frankfurter Str. Die Trennung könntenach der Aral-Tankstelle stattfinden. Der Abzweig nach Hellerhof-Monheim könnte dann rechts entlang des Mühlenbaches geführt werden. Hier ist ohnehin eine gefährliche und auch optisch sehr unangenehme Engstelle unter der Unterführung. Diese würde dann beseitigt, wenn der neue Weg auf einem kurzen Stück komplett über den Bach geführt würde. Danach könnte der Radschnellweg nach links über die Brücke führen. Hinter der Brücke könnte der Weg nach rechts um Hellerhof herumgeführt werden und nahe der Stadtgrenze auf den Holzweg in Monheim-Baumberg stoßen, wo seit kurzen bereits ein Teilstück des Radschnellweges existiert. Auf dieser Strecke ist bereits heute ein kombinierter Rad-Gehweg. Unter (teilweiser) Einbeziehung des Grünstreifens sollte dort genug Platz sein, um den schon heute starken Rad- und Fußverkehr aufzunehmen. – Damit könnte auch die Erschließungsfunktion der Ringstraße Reinhold-Schneider-Str. / Emil-Barth-Str. für das gesamte Wohngebiet Garath-Burgviertel mit sehr starkem Busverkehr erhalten bleiben. Sinnvoll wären hier allerdings wirksame und dauerhafte Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung und zur Einhaltung von Park- und Halteverboten. – Diese alternative Wegeführung würde auch die Situation an der Unterführung Hellerhof S-Bahnhof nicht weiter verschärfen.
    • Zwischen der Brücke über den Garather Mühlenbach und der Koblenzer Str. wäre auch eine Führung entlang der Bahngleise auf teilweise bereits bestehenden und auszubauenden Wegen bis zur Koblenzer Str. zu prüfen. Allerdings müsste dafür ein Streifen des Abenteuerspielplatzes in Anspruch genommen werden.
  3. Belange von Fußgänger*innen:
    • Es gibt in der Bevölkerung die Befürchtung, dass die Brücke über den Mühlenbach zukünftig für Fußgänger*innen gesperrt sein soll. Dagegen sprechen wir uns ausdrücklich aus. Dieser Weg wird von Bürgerinnen und Bürgern aus dem Garather Burgviertel und aus Hellerhof vielfach zu Fuß genutzt: zum Einkaufen in Hellerhof, als Hundespazierweg, zum Joggen und einfach Spazierengehen. U. E. muss diese Brücke so erweitert werden, dass Radfahrerende (auch Freizeit- und ältere Radler*innen), Schnellfahrer*innen und Fußgänger*innen gleichermaßen sicher und angstfrei diesen sehr beliebten Weg nutzen können.
    • Schützenplatz: Bei entsprechender Wegführung sollte im letzten Stück der Koblenzer Straße und entlang des Schützenplatzes auf eine deutliche bauliche Trennung des Radschnellweges vom Fußgängerverkehr und auf ausreichend breite Fußwege geachtet werden. Wenn Trödelmärkte, das Schützenfest und andere Veranstaltungen dort stattfinden, besteht sonst die Gefahr, dass durch Fußgänger*innen auf dem Radweg gefährliche Situationen entstehen.
    • Wenig Platz für Fußgänger*innen UND Radfahrer*innen sehen wir auch unter Brücke über die Koblenzer Str. zwischen Emil-Bart-Str. und Peter-Behrens-Str., zumal sich dort auf beiden Seiten auch noch Bushaltestellen befinden. Zu prüfen wäre, ob der Radschnellweg jeweils über die beiden Parkplätze und in einem neuen Tunnel unter der Kurt-Schumacher-Str. geführt werden kann.
  4. Ein vorrangiges Problem, das möglicherweise auch schon im Vorgriff entsprechend den Kriterien des Radschnellweges in Angriff genommen werden sollte, besteht im Bereich der Wilhelm-Kreis-Str. Durch Schülerinnen und Schüler, die das Gymnasium und die Realschule besuchen, aber auch durch Nutzerinnen und Nutzer der Bezirkssportanlage, der Jugendfreizeiteinrichtung Lüderitzstr., des Bildungs- und Kulturzentrums Kintop e.V und des Kindergartens besteht hier ein erhöhtes Fahrrad- und Fußverkehrsaufkommen. Die aktuelle Wegeführung bzw. der Ausbau trägt dem in keiner Weise Rechnung. Hier ist eine gefährliche Engstelle, die schnellstmöglich beseitigt werden sollte.
  5. Ein besonderes Anliegen ist uns, dass bei der Feinplanung der Trassen der Baumstand im Straßenbegleitgrün und an anderen Stellen so wenig wir irgend möglich angegriffen wird. Garath ist ein grüner Stadtteil und soll das unbedingt bleiben. Ohnehin geplante Verdichtungen in der Bebauung sind in dieser Hinsicht schon problematisch. Viel Grün hat auch eine ausgleichende Funktion in einem sozial eher schwierigen Gebiet. Auf die Bedeutung älterer Bäume für das Klima muss nicht mehr besonders hingewiesen werden. Der Hinweis auf geplante Ausgleichsmaßnahmen ist unbefriedigend, weil es Jahrzehnte dauert, bis neu gepflanzte Bäume die Funktion der alten Bäume übernehmen können.

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir hoffen, dass diese Überlegungen Eingang in Ihre weiteren Planungen finden und sind gerne bereit
im weiteren Prozess unsere Ideen mit Ihnen gemeinsam zu vertiefen und weiterzuentwickeln.

Mit freundlichen Grüßen

Fraktion und Stadtbezirksgruppe Bündnis90/DIE GRÜNEN im Stadtbezirk 10

Cordula Klahn                   Anke Nübold                       Uwe Warnecke