Glyphosat auf landwirtschaftlichen Pachtflächen in Düsseldorf

22. Februar 2018

Bericht Zwischenstand 2019: 70 % der landwirtschaftlichen Flächen inzwischen Glyphosatfrei

Beschlussfassung: Glyphosatverzicht am 22.02.2019

Anfrage der Ratsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Glyphosat auf landwirtschaftlichen Pachtflächen im Düsseldorfer Stadtgebiet

Antwort der Verwaltung

Sehr geehrter Herr Tacer,

die Ratsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bittet Sie, folgende Anfrage auf die Tagesordnung der Sitzung am 11.01.2018 zu nehmen und durch die Verwaltung beantworten zu lassen:

  1. Wird auf den landwirtschaftlich genutzten Pachtflächen der Stadt Düsseldorf Glyphosat eingesetzt und/oder welche andere Pestizide kommen zur Anwendung?
  2. Wie kann – etwa über die Pachtverträge – erreicht werden, dass auf den landwirtschaftlich genutzten städtischen Eigentumsflächen kurzfristig kein Glyphosat und mittelfristig auch keine anderen Pestizide mehr eingesetzt werden?
  3. Welche Maßnahmen können im Dialog mit den Landwirten zur ökologischen Aufwertung der Flächen unternommen werden, welche Kosten entstehen und welche Anreiz- und/oder Finanzierungsmöglichkeiten gibt es?

Begründung

Die Stadt Düsseldorf verzichtet, dort wo sie selbst für die Pflege öffentlicher Grünflächen verantwortlich ist, seit vielen Jahren auf den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln und Unkrautvernichtern. Die neuesten Veröffentlichungen über den dramatischen Rückgang der Insektenpopulationen und das neue Buch über die Vogelwelt in Düsseldorf bestätigen, wie wichtig dieser Verzicht ist.

Die aktuelle Diskussion um Glyphosat lenkt den Blick auf die landwirtschaftlich genutzten städtischen Pachtflächen in der Düsseldorfer Umgebung und den Einsatz des für Mensch und Umwelt schädlichen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat und/oder anderer Pestizide.

Die Chance, Glyphosat auf EU-Ebene so schnell wie möglich zu verbieten, wurde verpasst, bundesgesetzliche Regelungen werden von einer neuen Bundesregierung zu erarbeiten sein. Doch darauf muss eine Kommune wie Düsseldorf nicht warten. Die Stadt Düsseldorf kann selbst aktiv werden, um ihre Bevölkerung und die Umwelt vor den Folgen von Glyphosat und anderen Pestiziden zu schützen. Dies sollte im Dialog mit den Landwirten geschehen.

Um dem dramatischen Verlust an biologischer Vielfalt zu begegnen, muss schnell gehandelt werden. Bis es zu dem anzustrebenden generellen Verzicht auf Pestizide kommt, sollte schnellstmöglich in den Ackerlandschaften auf Düsseldorfer Stadtgebiet ein Mindestanteil an Flächen sichergestellt werden, der Wildkräutern und Insekten, wie Schmetterlingen und Bienen, sowie Feldvogelarten als Lebens- und Nahrungsraum dient.

Denkbar ist etwa, Anteile der Ackerflächenanteile als ökologische Vorrangflächen einzurichten und Brachen, Blühstreifen, Feldlerchenfenster o.ä. bereitzustellen. Bei Grünlandflächen könnten Gülle- und Kunstdüngerverzicht, angepasste Mahd und das Schaffen von Rückzugsräumen auf Teilflächen helfen. Wirksame Maßnahmen und Anreize für solche ökologischen Leistungen der Landwirte müssen geprüft und im Dialog erörtert und geschaffen werden.

Gesundheitliche und ökologische Folgen von Glyphosat

Von der Weltgesundheitsorganisation WHO wurde Glyphosat als „wahrscheinlich krebserzeugend“, von der Gesundheitsbehörde in Kalifornien als krebserregend eingestuft. Über die mit Glyphosat behandelten landwirtschaftlichen Produkte gelangt das Unkrautvernichtungsmittel auch in unsere Nahrungsmittel. Eine Untersuchung von Ökotest hat Glyphosat in Mehl oder Brötchen nachgewiesen.[1] Untersuchungen des Umweltbundesamtes (UBA) [2]haben im Februar 2016 bei bis zu 60 Prozent der Deutschen Glyphosat im Körper nachgewiesen und bestätigen damit Tests, die der BUND bereits vor Jahren durchführte[3]. Ein Zusammenhang zwischen Glyphosat-Einsatz in der Landwirtschaft und der Belastung der Menschen ist nicht mehr zu leugnen.

Selbst wenn gemessene Werte niedrig sind, ist dies wenig beruhigend, denn für krebserzeugende Stoffe kann es keinen wirklich unbedenklichen Grenzwert geben. Auch kleinste Mengen können genügen, um Krebs auszulösen. Menge oder Dauer der beeinflussen nur die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung. Bei krebserzeugenden Stoffen gibt es keinen Schwellwert unterhalb dessen kein Gesundheitsschaden zu befürchten ist (Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz) LAI, Landesarbeitsgruppe für Immissionschutz). Bislang fehlen noch Untersuchungen über die gesundheitlichen Folgen einer Langzeitaufnahme von Glyphosat in kleinen Dosen.

Pestizide wie Glyphosat gehören jedoch nicht in Lebensmittel und nicht in den menschlichen Körper. Der Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft kann keine langfristig tragbare Lösung sein. Bevölkerung und Umwelt noch viel länger einer solchen Substanz auszusetzen ist nicht akzeptabel.

Als Totalherbizid tötet Glyphosat jede Pflanze auf dem gespritzten Feld ab, sofern sie nicht entsprechend gentechnisch verändert ist. Deshalb sind die Auswirkungen direkt auf die Ackerflora und indirekt auf die Ackerfauna unvermeidbar. Weniger Wildpflanzen auf und neben den Ackerflächen bieten weniger Lebensraum und Nahrung für weniger Insekten. Diese wiederum sind Hauptnahrung für andere Tiere wie etwa Vögel. Als Folge nimmt die biologische Vielfalt dramatisch ab. 30 Prozent aller Vögel der Agrarlandschaft stehen bereits auf der Roten Liste der bestandsbedrohten Tierarten.

Die deutschlandweit zu beobachtenden Rückgänge an Insekten- und Vogelpopulationen spielen sich auch in Düsseldorf und seiner ländlichen Umgebung ab. Hierzu tragen Glyphosat und andere Pestizide unzweifelhaft bei. Und damit nicht genug. Es mehren sich alarmierende Hinweise, dass Glyphosat (und andere Pestizide) zu Antibiotika-Resistenzen führen können, was wiederum die Ausbreitung resistenter Bakterien nach sich zöge.

Mit freundlichen Grüßen

Iris Bellstedt                     Renate Böhm                      Günter Bunte-Esders

Quellen:

[1] https://www.oekotest.de/essen-trinken/20-Getreideprodukten-mit-Glyphosat-im-Test_102072_1.html

[2] https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/pflanzenschutzmittel/glyphosat

[3] https://www.bund.net/umweltgifte/glyphosat/glyphosat-im-urin/