Kinder, Jugendliche und Familien entlasten: mehr Platz und Angebote im Sommer

14. Mai 2020

An Herrn
Oberbürgermeister Thomas Geisel

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Geisel,

die Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP bitten Sie, folgenden Antrag auf die Tagesordnung des Rates am 14. Mai 2020 zu nehmen und zur Abstimmung zu bringen:

Die Corona-Pandemie trifft alle, aber sie trifft nicht alle gleich. Kinder, Jugendliche, Familien und Fachkräfte die mit ihnen arbeiten, müssen stärker unterstützt werden. Die soziale Isolation von Kindern kann kein Dauerzustand bleiben. Die emotionale und psychische Belastung in den eigenen vier Wänden für alle Beteiligten muss abgemildert werden und bei jeder weiteren Öffnung müssen neben den Kindern die pädagogischen Fachkräfte bestmöglich vor Ansteckung geschützt werden.

Der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf beauftragt die Verwaltung,

  1. kurzfristig Konzepte zu erarbeiten, um im öffentlichen Raum Bewegungs- und Begegnungsorte unter Einhaltung der Gesundheitsschutzauflagen zu ermöglichen. Dazu können temporäre und nachbarschaftlich betreute Spielstraßen ebenso gehören wie eine betreute Öffnung von Schulhöfen, Freizeitparks und die Außengelände von Jugendfreizeiteinrichtungen oder Kindertagesstätten. Auch Begegnungsmöglichkeiten im Quartier sollen für Familien der aktuellen Situation angepasst werden. Für Spielplätze sollen in Abhängigkeit der Entwicklung in den kommenden Wochen ebenfalls Betreuungsmöglichkeiten erarbeitet werden,
  2. zu prüfen, ob die Ferienbetreuung in den Kindertagesstätten und dem schulischen Ganztag in den Sommerferien durchgängig ermöglicht werden kann. Die Formate sind dabei an die Entwicklung der Pandemie und der Maßnahmen zur Eindämmung anzupassen. Voraussichtlich sind kleine, feste Gruppen und eine zeitlich wechselnde Betreuung denkbar,
  3. zusätzliche Betreuungs- und Freizeitangebote für die Sommerferien 2020 zu erarbeiten – gemeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden, den freien Trägern der Jugendhilfe, dem Jugendring und den Jugendverbänden, Sportvereinen, Kulturinstitutionen, Künstler*innen und anderen Akteur*innen.

Ziel ist es, in den Ferien möglichst viele Angebote für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Dazu sollen die vielfältigen bestehenden und geplanten Betreuungsangebote der „Düsselferien“ an die Situation angepasst werden sowie möglichst viele zusätzliche Projekte vorbereitet werden. Auch die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen mit Handicap sollen bedacht werden.

Rahmenbedingung aller Programme ist, dass die weiterhin notwendigen Maßnahmen des Infektionsschutzes berücksichtigt werden können. Eine den Hygieneregeln entsprechende Verpflegung ist über die Betreuungszeit zu sichern. Die Rahmenbedingungen sollen mit dem Gesundheitsamt und möglichst mit den Landesbehörden abgestimmt werden. Familien mit geringen finanziellen Spielräumen sollen eine besondere Unterstützung erfahren.

Es sollen geeignete Kommunikationswege gewählt werden, damit möglichst viele Kinder, Jugendliche und Familien, die diese Möglichkeiten brauchen, auch erreicht werden. Alle Angebote sollen für Düsselpass-Inhaber*innen vergünstigt sein.

Sachdarstellung
Die aktuelle Ausnahmesituation beeinträchtigt Kinder in ihrer sozialen Entwicklung. Dieser Zustand kann kein Dauerarrangement sein und muss wo irgend möglich geändert werden. Klar ist aber auch, dass ein übereilter Übergang zum Regelbetrieb das Risiko der Infektionen über die Maße erhöhen würde. Selbst, wenn im Frühsommer eine schrittweise Öffnung der Kindertagesstätten und eine Normalisierung des Schulbetriebs möglich sein sollte, folgen bald die Sommerferien und die Schließungen setzen sich quasi als Ferienzeit weiter fort.

Daher ist es jetzt wichtig, Konzepte zu erarbeiten, wie man soziale Begegnungen, Austausch und Bewegung im Rahmen von Gesundheitsschutz für Kinder und Jugendliche und damit auch für Familien und pädagogische Fachkräfte ermöglichen sowie für die Sommerferien vielfältige Freizeitangebote für Schüler*innen organisieren kann.

Insbesondere Kinder, Jugendliche und Familien aber auch ältere Menschen benötigen in den Ferien und grundsätzlich in den Sommermonaten Gelegenheiten, sich mit dem nötigen Abstand zueinander im Freien aufzuhalten und zu bewegen. Entsprechend muss dezentral in den Stadtteilen und Wohnquartieren Raum dafür geschaffen werden.

In den kommenden Wochen wird die Betreuung in den Kindertagesstätten, in der Kindertagespflege und im schulischen Ganztag voraussichtlich über die aktuelle Notbetreuung hinaus erweitert. Ein „normaler“ Betrieb ist allerdings nicht schnell zu erwarten. Daher wäre es wünschenswert, wenn die reduzierten, an die Pandemie angepassten Betreuungsangebote in den ganzen Sommerferien stattfinden könnten und die Schließungszeit einmalig ausfällt. Vor allem jenen Familien, die in den letzten Wochen ihre Urlaubstage einsetzen mussten, wäre damit sehr geholfen.

Vielen Kulturschaffende, Trainer*innen und Dozent*innen sind derzeit ihre Betätigungsfelder weggebrochen. Auch aus dieser Perspektive ist es eine Chance, die Sommerferien mit Angeboten für Kinder und Jugendliche zu füllen und so gegen die sozialen und pädagogischen Verluste der Corona-Krise anzuarbeiten.

Je nach Infektionsgeschehen im Sommer können das kleine oder auch etwas größere Theater- und Musikworkshops, Filmprojekte, Radtouren in die Umgebung, Sportangebote im Freien, Sprach-, Koch- und Kunstkurse und vieles mehr sein.

Mit freundlichen Grüßen

Angela Hebeler                 Norbert Czerwinski              Manfred Neuenhaus