Kolumne: Hebammen 10. September 201723. Mai 2018 Bei der Hebammenproblematik geht es sehr grob vereinfacht noch immer um die Problematik, dass die Versicherungskosten für den Berufszweig der Art stark angestiegen ist, so dass es sich für Hebammen mit wenigen Geburten nicht mehr lohnt den Beruf auszuüben und deshalb viele aufgeben müssen. Dies betraf zunächst nur die freien Hebammen, die Hausgeburten und Geburten in Geburtshäusern begleitete. Das sind etwa 2 % der Geburten. Deshalb sah die Politik das nicht als Problem an und weigerte sich einzugreifen und etwa eine Schadensgrenze einzuführen oder den Staat als Versicherer einzuschalten, weil man auf dem „freien Markt“ wegen einer so kleinen und „nebensächlichen“ Berufsgruppe keine Präzedenzfälle schaffen wollte. In einer Bundestagsdebatte zu einem Antrag der Grünen, der hier ein Eingreifen forderte, wurde vor allem von seitens der SPD die Unwichtigkeit zwar nicht gesagt, aber der Tenor ging in die Richtung und die CDU sieht vor allem dem Markt in der Pflicht und fürchtet einen Eingriff. Zwischenzeitlich sind auch Beleghebammen betroffen, so dass es für werdende Mütter selbst in großen Städten immer schwerer wird einen 1 zu 1 Hebamme zu bekommen, die über den gesamten Zeitraum einer Schwangerschaft, also auch den unbekannten Zeitpunkt der Geburt, zu begleiten. Viele Mütter werden dann zum Geburtszeitpunkt von „fremden“ Hebammen begleitet. Die Vertrautheit ist da natürlich weg. Aber der Kostendruck ist auch anderweitig immer größer, so werden immer mehr Geburtsstationen in Krankenhäusern geschlossen, weil hier nicht genügend Geburten stattfinden um die Kosten zu decken. Das ist auf dem Land ein Riesenproblem, weil die werdenden Mütter nun viel zu lange Wege zurücklegen müssen um bei spontan Geburten noch rechtzeitig im Krankenhaus zu sein und freie Hebammen sich zurückgezogen haben. So bleiben viele Mütter viel zu lange im Krankenhaus und Geburten werden eingeleitet um dies wenigstens ein wenig im Griff zu haben. Ziel muss es sein die Doktrin des Marktes, der es regeln muss, zu durchbrechen und durch den Gesetzgeber die Kostenfalle einzudämmen. Vor allem die Hebammen sind, das ist jetzt meine persönliche Einstellung, ein Symbol der Wertschätzung für Mutter und Kind. Hebammen, die Mutter und Kind in diesem intimsten und verletzlichsten Moment begleiten, stellen die notwendige Sicherheit und Privatsphäre her, die beide in diesem Moment verdient haben. Wenn es uns als Gesellschaft gleichgültig ist wie unsere Kinder auf die Welt kommen, ist das den Müttern und Kindern gegenüber herablassend und verachtend. Das letzte mag übertrieben klingen. Aber ich glaube tatsächlich, dass es Momente im Leben eines Menschen gibt, in der wir als Gesellschaft die Pflicht haben diesen Momenten eine besondere Wertschätzung zu schenken. Und das kann kein Markt regeln. Andreas Schardt