Kunstrasenflächen auf Sportplätzen

09. November 2017

Antwort der Verwaltung

Sehr geehrter Herr Tacer,

wir bitten Sie, die Anfrage der Ratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf die Tagesordnung des Ausschusses für Umweltschutz am 09. November 2017 zu nehmen und durch die Verwaltung beantworten zu lassen:

  1. Wieviel qm Kunstrasen sind im Düsseldorfer Stadtgebiet auf öffentlichen und privaten Sportplätzen verlegt – bitte danach differenzieren, bei welchen Flächen
    Granulate aus Altreifen verwendet wurden?
  2. Wie hoch wird der CO2-Fußabdruck durch Herstellung, Transport, Erhaltung und Entsorgung der verwendeten Materialmengen eingeschätzt und wie wird der Eintrag von Mikroplastikpartikeln in Abwasser und Boden verhindert?
  3. Wie hoch sind die Folgekosten und der Energie- und Materialaufwand für Pflege und Unterhaltung (Reinigung, Abschleppen, Egalisieren, Auffüllen, Befeuchten
    etc.), für Rückbau und fachgerechte Entsorgung pro qm Kunstrasenfläche?

Sachdarstellung:
Die oben stehenden Fragen erweitern die zur Zeit diskutierten wirtschaftlichen und sporttechnischen Aspekte von Kunstrasenplätzen um die umwelt- und gesundheitspolitische Sicht. Je nachdem, welche Materialien bei Kunstrasen verwendet werden, müssen die Folgen für das globale und das lokale Klima, die Emissionen umwelt- und gesundheitsgefährdender Schadstoffen und der Austrag von Mikroplastikpartikeln in die Umwelt in die Bewertung von Kunstrasen einbezogen werden. Eine aktuelle Ausarbeitung des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages aus diesem Jahr fasst das von Kunstrasenplätzen ausgehende Gefährdungspotential zusammen (WD 8-3000-009/17).

Kunstrasenplätze bestehen aus mehreren Schichten. In der Regel befindet sich auf einem Drainage-Belag eine Elastikschicht, gefolgt von einer Quarzsand- und einer Granulatfüllung und als Abschluss Kunstfasern. Das Granulat besteht aus unterschiedlichen Materialien, es gibt Granulate aus Kautschuk, Kunststoff, Sand oder aus PKW- und LKW-Reifen. Die Kunststoffschicht besteht aus Polymeren auf Erdölbasis (Polypropylen, Polyethylen oder Polyamid). Vorlage 19/ 60/2017.

Klimaschutz und Ressourcen
Dort wo Kunstrasen verlegt ist, sind Flächen versiegelt, die als Naturrasen CO2-binden würden und zusätzlich eine kühlende Wirkung auf das Lokalklima hätten. Im Rahmen der Diskussion zum Klimaschutzkonzept und zum Klimaanpassungskonzept der Stadt Düsseldorf wird daher auch das Thema „Kunstrasen“ angesprochen. Grünflächen aus Naturrasen können im Gegensatz zum Kunstrasen negative Folgen für das Klima verhindern und verringern.

Die Herstellung von Kunstrasen erfordert im Vergleich zu Naturrasen einen deutlich höheren Energieaufwand. Außerdem werden für die verwendeten Kunststoff-Polymere fossile Rohstoffe eingesetzt, deren Recyclingfähigkeit begrenzt ist. Dies schlägt sich in der Ökobilanz für Kunstrasen nieder. Den größten Unterschied zwischen Natur- und Kunstrasen ermittelt das Öko-Institut für die CO2-Bilanz und den Treibhauseffekt, nach dessen Studie der Naturrasen nur ein Drittel der schädlichen Auswirkungen im Vergleich zum Kunstrasen verursacht.

Gesundheitsgefährdende Stoffe
Für das in Kunstrasen eingesetzte Gummigranulat werden unterschiedliche Materialien verwendet. Granulate aus Altreifen stehen wegen der darin enthaltenen Weichmacheröle in der Kritik. Diese beinhalten polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die als krebserregend und erbgutverändernd eingestuft werden und die sich durch ihre Persistenz (schlechte Abbaubarkeit) in der Umwelt anreichern. Neben PAK können Altreifengranulate auch gesundheitsgefährdende Schwermetalle enthalten.

Ob die o.g. Schadstoffe von den SportlerInnen aufgenommen werden, ist umstritten. Wo sich bei SpielerInnen nach Körperkontakt mit der Kunstrasenfläche Hautverfärbungen zeigen, ist nicht auszuschließen, dass die Schadstoffe auch in den Körper gelangen.

Mikroplastikpartikel in Gewässern
Kunstrasenplätze stehen auch im Zusammenhang mit der Verbreitung von Mikroplastikpartikeln in der Umwelt in der Diskussion. Berechnungen der norwegischen Umweltbehörde haben – laut Deutschlandfunk nova – gezeigt, dass dort jährlich ca. 3000 Tonnen Mikroplastik aus Kunstrasenplätzen in den Fjorden landen; damit wären Kunstrasenplätze die zweitgrößte Quelle für Mikroplastik im Meer. Daher interessiert in diesem Zusammenhang die Frage, ob es auch von Düsseldorfer Kunstrasenplätzen zu einer Verbreitung von Mikroplastikpartikel in Gewässer oder Boden kommt.

Mit freundlichen Grüßen

Iris Bellstedt, Renate Böhm, Günther Bunte-Esders