Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) strukturell stärker verankern

4. Mai 2021

An Herrn
Pavle Madzirov
Vorsitzender des Schulausschusses

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,

die Ratsfraktionen von CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bitten Sie, folgenden Antrag auf die Tagesordnung der Sitzung am 04.05.2021 zu nehmen, abstimmen zu lassen und dem Ausschuss für Umwelt-, Klima- und Verbraucherschutz zur Kenntnis zu geben:

Antrag:
Der Schulausschuss beauftragt die Verwaltung,

  • dem bundesweiten Netzwerk der BNE-Kommunen beizutreten,
  • dass sie sich zum geeigneten Zeitpunkt für eine Auszeichnung der UNESCO als BNE-Kommune bewirbt und diese Bewerbungen nach Ablauf der jeweils begrenzten Auszeichnungszeiträume wiederholt.

Für die Bewerbung ist es nötig, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in mehr als einem Bildungsbereich zu etablieren. Um die Voraussetzungen für eine Ausweitung von BNE in weiteren Bildungsbereichen in Düsseldorf sicherzustellen,

  • ist ein bildungsbereichsübergreifendes Konzept für die Integration von BNE für die Landeshauptstadt zu erstellen,
  • sind Fördermöglichkeiten von Bund und Land zu erschließen,
  • Koordinierungsaufgaben für neu einzubindende Bildungsbereiche zu übernehmen
  • und auch die oben genannte Bewerbung vorzunehmen.

Besonders geeignet erscheint für diese Koordinierungsarbeit das Regionale Bildungsbüro. Die Verwaltung wird beauftragt zu prüfen, ob und in welcher Weise diese Aufgaben mit den vorhandenen Ressourcen zu bewerkstelligen wären. Gegebenenfalls nötige zusätzliche Mittel inkl. Personalkosten werden aus dem zentral beim Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz etatisierten Ansatz von 60 Mio. Euro für den Klimaschutz umgestellt (Produkt 5656102 Klimaschutzprogramm Konto 52410000).

Die Verwaltung wird darüber hinaus gebeten zu prüfen, ob das aktuell angebotene Bundesförderprogramm „BNE-Kompetenzzentrum“ diese Zielrichtung in Düsseldorf unterstützen kann.

Die Verwaltung wird beauftragt, im Schulausschuss, im Ausschuss für Umwelt-, Klima- und Verbraucherschutz und im Jugendhilfeausschuss über die Konzeption und Planung zu berichten und die eventuell nötigen Vorlagen zur Beratung und Beschlussfassung vorzulegen.

Sachdarstellung
Düsseldorf steht im Vergleich zu anderen Kommunen bezüglich der Förderung von Bildung für nachhaltige Entwicklung schon recht gut dar. Über 20 Jahre fördert die Stadt im Rahmen der Lokalen Agenda 21 ein inzwischen sehr gut etabliertes und weiterwachsendes Schulnetzwerk, dass sich auch über die Stadtgrenzen hinaus fachliche Reputation erworben und viele Auszeichnungen erhalten hat. Die Expertise des Netzwerks wird u.a. auch von NRW-Ministerien für landesweite Projekte, z. B. im Bereich der Lehrer*innenfortbildung, genutzt.

Auch die „Ist-Analyse Nachhaltigkeit in der Stadtverwaltung“, die kürzlich veröffentlicht wurde, zeigt, dass Düsseldorf hier schon gut aufgestellt ist. DIE LAG 21, welche diese Analyse auf der Grundlage der Ämtermeldungen erstellt hat, kommt zu folgender Empfehlung: „In der Gesamtschau auf die zahlreichen Beiträge zu SDG 4 wird deutlich, dass Bildung ein Kernaspekt kommunaler Nachhaltigkeit darstellt. Ein übergeordnetes Netzwerk und Konzept zum Thema BNE, das nicht nur den schulischen Bereich in den Blick nimmt, sondern alle Zielgruppen in der Stadt Düsseldorf erreicht, bietet enormes Potenzial, um die Agenda 2030 gemeinschaftlich auf der lokalen Ebene umzusetzen. Die im NRW-Vergleich bereits vorbildlichen Einzelbeiträge zur einer hochwertigen und nachhaltigen Bildung könnten somit gebündelt und positive Synergieeffekte genutzt werden.“

Bisher ist es jedoch noch nicht gelungen, Bildung für nachhaltige Entwicklung systematisch auf andere Bildungsbereiche in Düsseldorf auszuweiten, obwohl immer wieder Interesse im Nachhaltigkeitsbeirat dafür geäußert worden ist. Die Ausweitung scheiterte bisher wegen des Fehlens einer Koordinierungsmöglichkeit, wie sie für das Schulnetzwerk existiert.

Der Rat hat 2016 beschlossen, die Agenda 2030 der Vereinten Nationen zu unterstützen. Eins der 17 Nachhaltigkeitsziele betrifft Bildung, entlang der gesamten Bildungskette. Interessant wären in Düsseldorf neben dem schon gut etablierten BNE-Schulnetzwerk der Bildungsbereich der KITAs und – durchaus innovativ in NRW – der Bereich der städtischen Ausbildung. Kriterien nachhaltiger Entwicklung werden in vielen Ämtern eine immer wichtigere fachliche Grundlage fürs Kerngeschäft, so dass es Sinn macht, diesen konzeptionellen Ansatz auch systematischer in der städtischen Ausbildung zu etablieren. Die oben genannte Ist-Analyse zeigt, dass es auch Ansatzpunkte in weiteren Bildungsbereichen darüber hinaus gibt.

Das Regionale Bildungsbüro ist für die Koordinierung bildungsbereichsübergreifender Belange zuständig. Die Übernahme der Koordinierungstätigkeit dort für die verstärkte Implementierung von BNE in mehreren Bildungsbereichen würde helfen, die oben genannten Aufgaben zu leisten.

Unterstützung könnte Düsseldorf aktuell einwerben über ein Bundesförderprogramm „BNE-Kompetenzzentrum“ (Mittelgeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Projektträger: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Koordinierungsstelle Bildung für nachhaltige Entwicklung). Derzeit werden 50 Kommunen bundesweit gesucht, die BNE stärker integrieren wollen in ihrer kommunalen Bildungslandschaft. Über dieses Programm gibt es inhaltliche und organisatorische Unterstützung für drei Jahre, interkommunalen Austausch sowie eine wissenschaftliche Auswertung der Integration von BNE in der Kommune.

BNE in weiteren Bildungsbereichen über die Schulen hinaus zu verankern, ist eine Investition in eine moderne zukunftsfähige Bildung in unserer Stadt. Ein Beitritt der Landeshauptstadt Düsseldorf zum bundesweiten Netzwerk der BNE-Kommunen sowie mögliche Auszeichnungen durch die UNESCO machen darüber hinaus das Engagement über die Stadtgrenzen hinaus öffentlich noch sichtbarer, sind ein Beispiel für zukunftsfähiges kommunales Handeln und bekräftigen das Engagement der Landeshauptstadt für die Unterstützung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.

Mit freundlichen Grüßen

Sefan Wiedon                                  Thorsten Graeßner