Seniorenarbeit: Fortführung der Erprobungsphase des Modellprojekts „zugehende Hilfen“

12. Dezember 2024 – Etatsitzung Rat

An
Herrn Oberbürgermeister Dr. Keller
Vorsitzender des Rates

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

wir bitten Sie, folgenden Haushaltsantrag auf die Tagesordnung zu setzen und abstimmen zu lassen:

Antrag
Der Rat beschließt, im Produkt 3131501 – Seniorenarbeit – Haushaltsmittel in Höhe von insgesamt 108.000 Euro im Haushaltsjahr 2025 für eine Verlängerung der Erprobungsphase des Modellprojekts „zugehende Hilfen“ bereitzustellen.

Mit diesem Budget sollen an den vier Modellstandorten der „zentren_plus“ Unterrath (DRK), Ludenberg (AWO), Wersten (Caritas) und Benrath (Diakonie) jeweils 25.000 Euro Personalkosten und 2.000 Euro Sachkosten für ein Jahr finanziert werden.

Die Verwaltung wird darüber hinaus beauftragt, gemeinsam mit den vorgenannten Trägern

  1. das Modellprojekt weiter zu evaluieren,
  2. Standards zu erarbeiten,
    • die ein einheitliches Vorgehen aller beteiligten Träger sicherstellen und
    • die besonderen Belange und Bedarfe queerer Seniorinnen und Senioren berücksichtigen,
  3. Leistungskennzahlen mit den beteiligten Trägern zu vereinbaren und
  4. ein Konzept zu entwickeln, wie ein effektives Ausrollen der „zugehenden Hilfen“ auch auf andere Standorte ab 2026 umsetzbar ist.

Die Ergebnisse dieser Beauftragung sollen dem Ausschuss für Gesundheit und Soziales vor der Sommerpause 2025 vorgestellt werden.

Begründung
Als ein an die „zentren_plus“ angegliedertes Angebot der offenen sozialen Seniorenarbeit wird seit Juli 2022 das trägerübergreifende Modellprojekt „zugehende Hilfen“ an vier unterschiedlichen Standorten erprobt.

Das Modellprojekt ist bis zum Endes des Jahres 2024 über städtische Haushaltsmittel ausfinanziert. Es kann deshalb nur fortgesetzt werden, wenn für 2025 weitere Haushaltsmittel für die Zuschussgewährung an die durchführenden Träger zur Verfügung gestellt werden.

Im Fokus der „zugehenden Hilfen“ stehen Menschen mit spezifischem Hilfebedarf, die aus mehreren Gründen nicht in das Hilfesystem für Senior*innen eingebunden sind. Diese Menschen mit differenzierten und spezifischen Hilfebedarfen werden bisher nicht angemessen über die „zentren_plus“ erreicht. Die hierdurch entstehende Versorgungslücke soll über die „zugehenden Hilfen“ geschlossen werden.

Die von den Trägern durchgeführte vorläufige Evaluation der bisherigen Einsätze der „zugehenden Hilfen“ zeigt, dass an den Modellstandorten der Zugang zur Zielgruppe gelingt. Inzwischen konnten 172 Menschen erreicht werden. Davon sind 116 über 76 Jahre alt, 80 Prozent leben allein.

Die gesammelten Informationen verdeutlichen die hochkomplexen Mehrfach-Herausforderungen der erreichten Personen. 127 von 172 haben gesundheitliche Beeinträchtigungen, was ein Besuch im „zentrum_plus“ erheblich erschwert und die Bedeutung einer aufsuchenden Struktur unterstreicht.

Als Zugangsbarrieren wurden u. a. vorhandene Einsamkeit, psychische und physische Beeinträchtigungen und Misstrauen gegenüber dem Hilfesystem identifiziert. Bedingt durch die Komplexität der Fälle ergeben sich

  • ein starker Steuerungsbedarf des Prozesses durch das Fachpersonal,
  • eine hohe durchschnittliche Einsatzhäufigkeit (im Durchschnitt 8 Einsätze pro Hilfefall) und
  • eine lange Hilfedauer je Fall (8 Stunden pro Person im Durchschnitt),

bis eine Anbindung an bestehende Hilfestrukturen erreicht wird. Diese Erkenntnisse spiegeln sich aktuell noch nicht im Konzept für die „zugehende Hilfen“ wider.

Die Ratsfraktionen von CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sprechen sich für eine Verlängerung der Erprobungsphase in 2025 aus, um die Menschen, mit denen aktuell gearbeitet wird, nicht unbegleitet zu lassen. Zudem sollen die von den beteiligten Trägern aufwendig erarbeiteten Zugangswege zur Zielgruppe der „zugehenden Hilfen“ unbedingt erhalten bleiben und weiterentwickelt werden.

Insbesondere würden mit der Verlängerung im Jahr 2025

  • die Ergebnisse weiter evaluiert,
  • das Konzept überarbeitet und noch stärker an die vorhandenen Bedarfe der Zielgruppe angepasst werden können.

Eine weitere Begründung erfolgt gegebenenfalls mündlich.

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Tups                           Mirja Cordes                     Frank Schulz

ThemaProdukt/ MaßnahmeZeileKontoHaushaltsjahr Beträge in Euro Verbesserung (+) / Verschlechterung (-)
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