Umbenennung historisch belasteter Straßennamen in Düsseldorf

Noch über dem Bundesverdienstkreuz ist die Benennung einer Straße nach einer Persönlichkeit die größte Ehrung. Diese Ehrung wurde vielen Menschen aus der Kolonial- und NS-Zeit verliehen; in Düsseldorf gibt es 12 Straßennamen, die mit unserem heutigen geschichtlichen Wissen nicht länger tragbar sind und als schwer belastet und nicht haltbar gelten.

Nach einem intensiv begleiteten, transparenten und partizipativen Prozess, gemeinsam mit Bürger*innen und Anlieger*innen, wurden in der Ratssitzung am 22. Februar 2024 die Umbenennungen der unten aufgeführten Straßen beschlossen.

Die neuen Straßennamenschilder werden in Kürze montiert. Die bis dato gültigen Straßennamenschilder bleiben noch ein Jahr lang sichtbar, die Namen werden jedoch durchgestrichen.

Was die von den Umbenennungen betroffenen Anwohner*innen und Handeltreibenden zur Ummeldung ihres Wohnsitzes, ihres Kraftfahrzeuges, ihres Bewohner*innenparkausweisen und ihres Gewerbes wissen müssen, bekommen sie von der städtischen Verwaltung per Post mitgeteilt. Außerdem gibt es hier gesammelt die relevanten Informationen und Infos zu den Kontaktmöglichkeiten bei Unklarheiten.

Helene Weber (1880-1962) war ein Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und
gilt als eine der vier Mütter des Grundgesetzes. Von 1921 bis 1924 war sie für den
Wahlkreis Düsseldorf-Ost Mitglied des Preußischen Landtages, von 1924 bis 1933 saß
sie für den gleichen Wahlkreis im Reichstag. Sie war eine Politikerin des Zentrums
und der CDU.
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Die Umbenennung wurde vertagt.

Mit der Umbenennung in Auenblick wird die Nähe zum Naturschutzgebiet
„Urdenbacher Kämpe“ unterstrichen.
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Mit der Umbenennung in An der Kämpe wird die Nähe zum Naturschutzgebiet
„Urdenbacher Kämpe“ dargestellt.
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Mit der Umbenennung in Eisvogelweg wird die Nähe zum Naturschutzgebiet
„Urdenbacher Kämpe“ und seiner Tierwelt dargestellt.
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Clara Schumann (1819-1896) war eine herausragende Pianistin, Komponistin,
Klavierpädagogin, und Herausgeberin. Sie wohnte zeitweise in Urdenbach.
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Ilna Wunderwald (1875-1957) gebürtige Düsseldorferin, war eine Illustratorin, Übersetzerin, Modedesignerin, Zeichnerin und Malerin des Jugendstils. Sie gehörte zum Düsseldorfer Künstlerverein „Malkasten“.
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Die Umbenennung ist angelehnt an die Radschläger-Skulptur, die sich auf der Platzfläche an der Kreitenstraße vor der Tierklinik befindet. Der Düsseldorfer Radschläger ist ein Wahrzeichen der Stadt. Das Radschlagen der Kinder gilt als die älteste Tradition von Düsseldorf.
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Text, der versteckt wirdErika Mann, (9.11.1905 – 27.8.1969), war eine deutsche Schauspielerin, Kabarettistin, Schriftstellerin und Lektorin. Sie gründete 1933 das politische Kabarett „Die Pfeffermühle“ und arbeitete mit Vorträgen – als Schriftstellerin und Journalistin auch nach ihrer Emigration in die Vereinigten Staaten – gegen den Nationalsozialismus. Neben ihrer Tätigkeit als Nachlassverwalterin ihres Vaters Thomas sowie ihres Bruders Klaus Mann hat sie ein umfangreiches Werk aus
politischen Essays, Reportagen, Reiseberichten und Kinderbüchern hinterlassen.
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Text, der versteckt wirdHermann Smeets (1910, Düsseldorf – 30. Dezember 1997, Düsseldorf), war ein niederländischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus mit deutschem Wohnsitz. Er gründete 1951 die Bilker Heimatfreunde.
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Mit der Umbenennung in Am Auwald wird die Nähe zum Naturschutzgebiet
„Urdenbacher Kämpe“ und seiner Flora und Fauna unterstrichen.
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Der Münchhausenweg wird entsprechend dem Ratsbeschluss (RAT/461/2021) „umgewidmet“ nach Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1720 – 1797), Baron von Münchhausen oder auch „Lügenbaron“ genannt.
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Der Prozess bis zum Beschluss über die Umbenennungen

Der Kulturausschuss hat 2018 einstimmig und fraktionsübergreifend eine Überprüfung der Straßen- und Platznamen in Düsseldorf beschlossen. Von knapp 3.500 Namen, nach denen Straßen oder Plätze benannt sind, sind etwa 30 Prozent nach Personen benannt. Straßennamen werden an Person verliehen, die Vorbildcharakter haben. Ihr Name soll moralisch-ethische Orientierung bieten und eine Leistung würdigen (politisch, sozial, künstlerisch oder ökonomisch). Neben der Ehrenbürger*innenwürde oder anderen Auszeichnungen (Jan-Wellem-Ring, Martinstaler) sind Straßenbenennungen für die Stadt eine wichtige Möglichkeit, Menschen zu würdigen. Meist wurden Straßennamen posthum verliehen.

Unter der Leitung von Dr. Benedikt Mauer (Stadtarchiv) und Dr. Bastian Fleermann (Mahn- und Gedenkstätte) wurden Empfehlungen erarbeitet, bei welchen Straßennamen grundsätzlich Gründe gesehen werden, diese umzubenennen. Im entsprechenden Beirat diskutierten Historiker*innen, Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung und Vertreter*innen aller Ratsfraktionen (letztere ohne Stimmrecht bei den Empfehlungen). Die Recherche leisteten das Stadtarchiv und die Mahn- und Gedenkstätte, unterstützt durch eine zeitlich befristet angestellte Projektmitarbeiterin. Die finale Entscheidung über die Umbenennungen liegen beim Stadtrat.

Nach der ersten Identifizierung von potentiell belasteten Straßennamen (Gibt es Zusammenhänge zu Verbrechen im Kolonialismus? Hatte die Person Verbindung mit Rassismus, Antisemitismus, Minderheitenverfolgung, Chauvinismus oder Militarismus? Oder gibt es biografische Bezüge zur NS-Diktatur oder zur NSDAP?) wurde ein Verzeichnis mit detaillierteren Gutachten erstellt. In diesem Schritt diskutierte der Beirat die untersuchten Persönlichkeiten und bildete drei Kategorien: von „schwer belastet/nicht haltbar“ über „diskussionswürdig, teilweise belastet“ bis „unbelastet“.
Im Spannungsfeld dieser Bewertungen und des historischen Kontextes, der immer individuell betrachtet werden musste, wurde die Herausforderung deutlich zwischen der damaligen Ehrung und einer möglicherweise notwendigen, wenn auch unbequemen heutigen Erinnerung. Nach dem intensiv begleiteten Prozess konnte aber die Empfehlung herausgearbeitet werden, dass 12 Straßennamen in Düsseldorf nach Kategorie A als stark behaftet/nicht haltbar definiert und geändert werden.