Umbenennung historisch belasteter Straßennamen in Düsseldorf 22. Februar 202418. Juni 2024 Noch über dem Bundesverdienstkreuz ist die Benennung einer Straße nach einer Persönlichkeit die größte Ehrung. Diese Ehrung wurde vielen Menschen aus der Kolonial- und NS-Zeit verliehen; in Düsseldorf gibt es 12 Straßennamen, die mit unserem heutigen geschichtlichen Wissen nicht länger tragbar sind und als schwer belastet und nicht haltbar gelten.Nach einem intensiv begleiteten, transparenten und partizipativen Prozess, gemeinsam mit Bürger*innen und Anlieger*innen, wurden in der Ratssitzung am 22. Februar 2024 die Umbenennungen der unten aufgeführten Straßen beschlossen.Die neuen Straßennamenschilder werden in Kürze montiert. Die bis dato gültigen Straßennamenschilder bleiben noch ein Jahr lang sichtbar, die Namen werden jedoch durchgestrichen. Was die von den Umbenennungen betroffenen Anwohner*innen und Handeltreibenden zur Ummeldung ihres Wohnsitzes, ihres Kraftfahrzeuges, ihres Bewohner*innenparkausweisen und ihres Gewerbes wissen müssen, bekommen sie von der städtischen Verwaltung per Post mitgeteilt. Außerdem gibt es hier gesammelt die relevanten Informationen und Infos zu den Kontaktmöglichkeiten bei Unklarheiten. Hans-Christoph-Seebohm-Straße wird zur Helene-Weber-StraßeHelene Weber (1880-1962) war ein Mitglied der Weimarer Nationalversammlung undgilt als eine der vier Mütter des Grundgesetzes. Von 1921 bis 1924 war sie für denWahlkreis Düsseldorf-Ost Mitglied des Preußischen Landtages, von 1924 bis 1933 saßsie für den gleichen Wahlkreis im Reichstag. Sie war eine Politikerin des Zentrumsund der CDU.Zur Beschlussvorlage Heinz-Ingenstau-Straße wird zu BeckbuschstraßeDie Umbenennung wurde vertagt. Leutweinstraß wird zu AuenblickMit der Umbenennung in Auenblick wird die Nähe zum Naturschutzgebiet„Urdenbacher Kämpe“ unterstrichen.Zur Beschlussvorlage Lüderitzstraße wird zu An der Kämpe Mit der Umbenennung in An der Kämpe wird die Nähe zum Naturschutzgebiet„Urdenbacher Kämpe“ dargestellt.Zur Beschlussvorlage Petersstraße wird zu Eisvogelweg Mit der Umbenennung in Eisvogelweg wird die Nähe zum Naturschutzgebiet„Urdenbacher Kämpe“ und seiner Tierwelt dargestellt.Zur Beschlussvorlage Pfitznerstraße wird zu Clara-Schumann-Straße Clara Schumann (1819-1896) war eine herausragende Pianistin, Komponistin,Klavierpädagogin, und Herausgeberin. Sie wohnte zeitweise in Urdenbach.Zur Beschlussvorlage Porschestraße wird zu Ilna-Wunderwald-Straße Ilna Wunderwald (1875-1957) gebürtige Düsseldorferin, war eine Illustratorin, Übersetzerin, Modedesignerin, Zeichnerin und Malerin des Jugendstils. Sie gehörte zum Düsseldorfer Künstlerverein „Malkasten“.Zur Beschlussvorlage Schlieffenstraße wird zu Radschlägerweg Die Umbenennung ist angelehnt an die Radschläger-Skulptur, die sich auf der Platzfläche an der Kreitenstraße vor der Tierklinik befindet. Der Düsseldorfer Radschläger ist ein Wahrzeichen der Stadt. Das Radschlagen der Kinder gilt als die älteste Tradition von Düsseldorf.Zur Beschlussvorlage Wilhelm-Schmidtbonn-Straße wird zur Erika-Mann-StraßeText, der versteckt wirdErika Mann, (9.11.1905 – 27.8.1969), war eine deutsche Schauspielerin, Kabarettistin, Schriftstellerin und Lektorin. Sie gründete 1933 das politische Kabarett „Die Pfeffermühle“ und arbeitete mit Vorträgen – als Schriftstellerin und Journalistin auch nach ihrer Emigration in die Vereinigten Staaten – gegen den Nationalsozialismus. Neben ihrer Tätigkeit als Nachlassverwalterin ihres Vaters Thomas sowie ihres Bruders Klaus Mann hat sie ein umfangreiches Werk auspolitischen Essays, Reportagen, Reiseberichten und Kinderbüchern hinterlassen.Zur Beschlussvorlage Wissmannstraße wird zur Hermann-Smeets-Straße Text, der versteckt wirdHermann Smeets (1910, Düsseldorf – 30. Dezember 1997, Düsseldorf), war ein niederländischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus mit deutschem Wohnsitz. Er gründete 1951 die Bilker Heimatfreunde.Zur Beschlussvorlage Woermannstraße wird zu Am AuwaldMit der Umbenennung in Am Auwald wird die Nähe zum Naturschutzgebiet„Urdenbacher Kämpe“ und seiner Flora und Fauna unterstrichen.Zur Beschlussvorlage Münchhausenweg: wird umgewidmetDer Münchhausenweg wird entsprechend dem Ratsbeschluss (RAT/461/2021) „umgewidmet“ nach Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1720 – 1797), Baron von Münchhausen oder auch „Lügenbaron“ genannt.Zur Beschlussvorlage Der Prozess bis zum Beschluss über die Umbenennungen Der Kulturausschuss hat 2018 einstimmig und fraktionsübergreifend eine Überprüfung der Straßen- und Platznamen in Düsseldorf beschlossen. Von knapp 3.500 Namen, nach denen Straßen oder Plätze benannt sind, sind etwa 30 Prozent nach Personen benannt. Straßennamen werden an Person verliehen, die Vorbildcharakter haben. Ihr Name soll moralisch-ethische Orientierung bieten und eine Leistung würdigen (politisch, sozial, künstlerisch oder ökonomisch). Neben der Ehrenbürger*innenwürde oder anderen Auszeichnungen (Jan-Wellem-Ring, Martinstaler) sind Straßenbenennungen für die Stadt eine wichtige Möglichkeit, Menschen zu würdigen. Meist wurden Straßennamen posthum verliehen.Unter der Leitung von Dr. Benedikt Mauer (Stadtarchiv) und Dr. Bastian Fleermann (Mahn- und Gedenkstätte) wurden Empfehlungen erarbeitet, bei welchen Straßennamen grundsätzlich Gründe gesehen werden, diese umzubenennen. Im entsprechenden Beirat diskutierten Historiker*innen, Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung und Vertreter*innen aller Ratsfraktionen (letztere ohne Stimmrecht bei den Empfehlungen). Die Recherche leisteten das Stadtarchiv und die Mahn- und Gedenkstätte, unterstützt durch eine zeitlich befristet angestellte Projektmitarbeiterin. Die finale Entscheidung über die Umbenennungen liegen beim Stadtrat.Nach der ersten Identifizierung von potentiell belasteten Straßennamen (Gibt es Zusammenhänge zu Verbrechen im Kolonialismus? Hatte die Person Verbindung mit Rassismus, Antisemitismus, Minderheitenverfolgung, Chauvinismus oder Militarismus? Oder gibt es biografische Bezüge zur NS-Diktatur oder zur NSDAP?) wurde ein Verzeichnis mit detaillierteren Gutachten erstellt. In diesem Schritt diskutierte der Beirat die untersuchten Persönlichkeiten und bildete drei Kategorien: von „schwer belastet/nicht haltbar“ über „diskussionswürdig, teilweise belastet“ bis „unbelastet“.Im Spannungsfeld dieser Bewertungen und des historischen Kontextes, der immer individuell betrachtet werden musste, wurde die Herausforderung deutlich zwischen der damaligen Ehrung und einer möglicherweise notwendigen, wenn auch unbequemen heutigen Erinnerung. Nach dem intensiv begleiteten Prozess konnte aber die Empfehlung herausgearbeitet werden, dass 12 Straßennamen in Düsseldorf nach Kategorie A als stark behaftet/nicht haltbar definiert und geändert werden.