Nada Haddou-Temsamani

Freiwillige im politischen Leben 04.09.2017 bis 03.09.2018Nada Haddou-Temsamani

Mein FSJ-P in der GRÜNEN Ratsfraktion

Nach meinem Abitur 2017 habe ich in der Ratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Leben gemacht, über das ich hier berichten möchte:

Im Frühjahr 2017 habe ich mich mit der Frage auseinandergesetzt, was ich denn eigentlich nach meinem Abitur machen möchte.

Da für mich klar war, dass ich nach 12 Jahren Schule nicht sofort ein Studium anhängen möchte, habe ich mich nach Möglichkeiten für ein sogenanntes „Gap-Year“ umgeschaut. Hierbei empfahl mir ein guter Freund doch ein FSJ-P zu machen, also kein reguläres Freiwilliges Soziales Jahr sondern eins im politischen Leben.

Bei meiner Recherche bin ich direkt über die Düsseldorfer Internetseite auf das Stellenangebot der Ratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gestoßen. Als grünen-nahe Person habe ich mich daraufhin beworben und wie Ihr seht, war ich erfolgreich.

Im freiwilligen sozialen Jahr hatte ich die Gelegenheit das Arbeitsfeld der Politik vor Ort hautnah und gründlich kennen zu lernen. Kommunalpolitik gestaltet unsere täglichen Lebensräume – in der Schule, in der Freizeit, überall. Genau deswegen wollte ich mehr über die internen Strukturen herausfinden. Somit konnte ich zusätzlich zu meiner Tätigkeit im Düsseldorfer Jugendrat weitere Einblicke erhaschen, welche ich im Folgenden versuchen werde, zusammen zu fassen:

Ich konnte während des Jahres an allen Versammlungen und Sitzungen der Ratsfraktion teilnehmen, zum Teil habe ich sie mit vor- oder nachbereitet. Zudem war ich bei Stadtratssitzungen, Ausschüssen, Gremien und Untergremien dabei, inklusive der dazugehörigen fraktionsinternen – das heißt nur in GRÜNER Runde – und fraktionsübergreifenden – das heißt mit SPD und FDP und teileweise auch mit der Stadtverwaltung – Vorbesprechungen.

Mein Schwerpunkt lag (und liegt) auf den Themen Gleichstellung, Jugendhilfe, Integration und Migration. Als Vertreterin des Jugendrats sitze ich im Integrationsrat. In diesem Zusammenhang bin ich unter anderem auf das Projekt „Interkulturellen Coaches“ aufmerksam geworden, das hilft, Jugendliche mit Fluchterfahrung in Kontakt mit anderen Düsseldorfer Jugendlichen oder Jugendverbänden zu bringen.

Im Zuge des Projektes unterstütze ich Jugendliche, damit sie raus aus den Unterkünften kommen und in den Jugendfreizeiteinrichtungen vor Ort Kontakte zu Gleichaltrigen knüpfen können. Meine Arbeit als Freiwillige im sozialen Jahr und mein Engagement im Jugendrat, Integrationsrat und als Coach haben sich gegenseitig oft inspiriert und bereichert.

Im April hatte ich ein eigenes Projekt: den „Girl´s Day 2018“. Hier war ich für die Organisation und Umsetzung zuständig. Gemeinsam mit einer Praktikantin aus dem in Düsseldorf neuem Amt 54 (Amt für Migration und Integration) haben wir für insgesamt acht Mädchen einen interessanten Tag im Landtag NRW und dem „Welcome Point 1“ in Düsseldorf ausgerichtet.

Ich habe die Geschäftsstelle der Ratsfraktion – das „Greenteam“ – auch bei anderen Aktionen unterstützt und konnte meine eigenen Ideen einfließen lassen. Zum Beispiel bei dem diesjährigen Düsseldorfer Europatag, den Fachgesprächen „Baukultur – Wertvolle Strukturen erhalten“ und „DUSnach8 – Nachtkultur und Nachtökonomie“ und dem Luftreinhalteplan „bessere Luft und flüssiger Verkehr für Düsseldorf“.

Neben Versammlungen und Aktionen ist auch die Öffentlichkeitsarbeit ein großer Teil der Ratsfraktionsarbeit. Darin übernahm ich die Recherche, Erstellung und Verschickung des täglichen Pressespiegels, was mir persönlich sehr viel Spaß gemacht hat, weil ich so immer „up-to-date“ war.

Außerdem konnte ich mich mit der digitalen PR-Arbeit, des ContentManagement-System (CMS) „Word Press“, vertraut machen, wodurch ich auch Pressemeldungen, Termine, Initiativen und allgemeine Informationen auf der Website der Ratsfraktion veröffentlichen konnte.

Auch wenn all dies mir sehr sehr sehr viel über die Strukturen einer Großstadtverwaltung gezeigt hat und ich generell in diesem einen Jahr mehr über Politik gelernt habe als in 5 Jahren Politik-Unterricht, fallen mir zunächst das Greenteam und die Seminare ein, wenn ich an mein FSJ-P zurückdenke.

Im Laufe des Jahres fährt man fünf Mal für jeweils fünf Tage mit ca. 25 anderen FSJ-Pler*innen auf Seminarfahrt. Ich könnte stundelang darüber reden wie schön diese Seminare waren und wieviel sie einem mitgeben.

Die Seminare werden von der Seminargruppe selbst organisiert und auch das Thema der Woche wird von der Gruppe selbst bestimmt. Alles was wir gemacht haben, taten wir, weil wir es wollten und genau deswegen waren wir alle voll und ganz dabei. Ich kann wirklich jeder Person, die ein FSJ machen möchte versichern, dass sie in diesen Seminaren ihre Weltansicht verändern kann und Freunde fürs Leben finden wird.

Genauso entspannt und schön ist die Atmosphäre in der Geschäftsstelle. Es macht einfach Spaß Teil des Greenteams zu sein und die Mitarbeiter*innen bei ihrer Arbeit zu unterstützen und das meine ich ernst. Ich hätte mir niemals vorgestellt, dass die Atmosphäre so gut sein kann, dass man locker miteinander spaßen kann und sich auch manchmal neckt (ohne Feststell-Taste verläuft mein Leben viel einfacher, danke).

Ich hatte nie das Gefühl irgendjemanden mit meinen Fragen zu stören, auch wenn es sehr viele waren, besonders weil man am Anfang etwas braucht bis man ganz reinkommt (Danke nochmal Jenni, mein Computer hat mich am Anfang nicht gewollt).

Jenni (Jennifer) arbeitet jeden Montag in der Ratsfraktion und hat genauso wie alle Praktikant*innen interessante Gespräche und intensive Diskussionen auf Lager, welche ich jetzt schon vermisse.

Als Fazit kann ich nur sagen, ich habe während des Jahres im politischen Leben sehr viel über mich und meinen Charakter, (Kommunal-)Politik, meine Heimatstadt Düsseldorf, Organisation, Selbstorganisation und Arbeiten im Team gelernt. Von diesen Erfahrungen kann ich in meinem weiteren Leben nur profitieren.

Bevor ich also morgen bzw. heute offiziell mit meinem Studium der Sozialwissenschaften: Medien, Politik, Gesellschaft an der Heinrich-Heine-Universität beginne, möchte ich mich bei allen nochmal herzlich bedanken und jedem Interessierten sagen: Bewerbt euch einfach!