Noch immer gibt es anhaltende Diskussionen zu kolonialen Klischees, rassistischen Stereotypen und diskriminierender Sprache – betroffen sind davon viel zu oft Menschen afrikanischer Herkunft.
Dabei gibt es immerwährend Diskussionen über den Gebrauch des N-Wortes. Für uns besteht kein Spielraum bei der Einordnung dieses Wortes, es ist menschenverachtend, unwürdig und nicht akzeptabel.
Im öffentlichen Raum gibt es noch immer einen uneinheitlichen Diskurs dazu und Menschen, die weiter am Gebrauch solch diskriminierender Sprache festhalten – auch in städtischen Gremien. Seit 2020 die sogenannte N-Wort Initiative ins Leben gerufen wurde, haben sich bereits mehrere Städte in ihren jeweiligen Stadträten beschlossen, die Verwendung des N-Wortes künftig zu ächten.
Auch in Düsseldorf verabschieden wir nun eine Resolution gegen koloniale Klischees und rassistische Stereotype und setzen damit ein klares Zeichen.
N-Wort Initiative: Die Hintergründe
Im Rahmen einer parlamentarischen Debatte hatte ein Landtagsabgeordneter aus Mecklenburg-Vorpommern mehrfach das N-Wort benutzt. Die Vizepräsidentin des Landtags, Fra Dr. Mignon Schwenke, erteilte dem Abgeordneten einen Ordnungsruf, jedoch ging dieser vor dem Landesverfassungsgericht in Berufung. Das Ergebnis fiel zu seinen Gunsten aus: Die Ordnungsrufe waren nicht rechtmäßig, weil zwischen den einzelnen Nennungen des N-Wortes nicht ausreichend differenziert wurde.
Dabei kommt durch: Bei der Verletzung der Würde des Hauses kommt es – nach besagtem Rechtsverständnis – auf den Kontext der Nennung des N-Wortes an, der jeweils geprüft werden müsse.
Die Reaktionen darauf:
Die Hamburger Aktivistin Charlotte Nzimiro startete eine Petition, durch die rechtlich anerkannt werden sollte, dass das N-Wort kontextunabhängig einen rassistischen Charakter mit sich bringt. Außerdem gründete sich daraus in Köln die Initiative „N-Wort Stoppen“.
Dieser Auffassung haben sich bereits mehrere Städte angeschlossen. Auch für uns steht außer Frage:
Das N-Wort ist immer und ohne eine nötige Einordnung in den Kontext menschenverachtend, entwürdigend und untragbar.
Resolution gegen koloniale Klischees und rassistische Stereotype: Unser Antrag
In der Sitzung des Integrationsrates am 11.Mai 2022 haben wir, gemeinsam mit der Grünen internationalen offenen Liste, der Internationalen Bürger Union und CDU, nun auch einen Antrag gestellt, welcher von allen Fraktionen getragen wurde:
Antrag der CDU-Ratsfraktion, Ratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Grüne internationale offene Liste, Internationale Bürger Union – hier: Resolution gegen koloniale Klischees und rassistische Stereotypen
Sehr geehrter Herr Peroski,
wir bitten Sie, folgenden Antrag auf die Tagesordnung zu setzen und abstimmen zu lassen.
Antrag:
Der Integrationsrat bittet den Rat unter Hinweis auf seine Resolution gegen Fremdenfeindlichkeit (Vorlage 01/17/2015) und die nach wie vor anhaltenden Diskussionen zu kolonialen Klischees und rassistischen Stereotypen mit Bezug auf Menschen afrikanischer Herkunft und der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft das Nachfolgende zu beschließen:
- Der Rat stellt sich auch aktuell gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Er lehnt unverändert jede Form von Hass und Hetze, Gewalt, Ausgrenzung, Diskriminierung, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und religiösem Extremismus ab. Er spricht sich in der aktuellen Wahlperiode weiterhin ausdrücklich für kulturelle Vielfalt, gleichberechtigte Teilhabe, Demokratie, Toleranz, Respekt, Willkommenskultur und ein harmonisches Miteinander aller Menschen in der Landeshauptstadt Düsseldorf, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, Behinderung, Weltanschauung, sexueller Orientierung und Religionszugehörigkeit aus.
- Der Rat spricht sich in diesem Zusammenhang insbesondere gegen jegliche Verwendung von kolonialen Klischees oder rassistischen Stereotypen aus, und erkennt an, dass die Verwendung des N*Worts rassistisch ist.
- Der Rat begrüßt ausdrücklich die Ziele der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft und fordert die Verwaltung auf, bei der Erreichung und Umsetzung der Ziele der UN-Dekade entschlossen mitzuwirken. In diesem Zusammenhang sollen insbesondere die Menschen, Vereine sowie sonstige Organisationen in der Landeshauptstadt Düsseldorf unterstützt werden, die
sich besonders für die Förderung einer besseren Kenntnis und Achtung des
vielfältigen Erbes, der Kultur und des Beitrags von Menschen afrikanischer
Herkunft zur Entwicklung von Gesellschaften und der weiteren Ziele der UNDekade
für Menschen afrikanischer Herkunft einsetzen.
Begründung:
Menschen afrikanischer Herkunft sind leider noch häufig Rassismus, Vorurteilen und
Diskriminierung ausgesetzt.
Dabei wird oftmals auf rassistische Stereotypen aus der Kolonialzeit zurückgegriffen.
Diese Stereotypen umfassen Sexualrepression, wie Triebhaftigkeit und
Naturhaftigkeit, Kulturlosigkeit, Viktimisierung, Infantilisierung sowie Entfremdung
(Othering) und führen zu Ohnmachtserfahrungen und psychischen Folgen.
Im Jahr 2014 haben die Vereinten Nationen die Dekade für Menschen afrikanischer
Herkunft ausgerufen. Damit erkennt die internationale Gemeinschaft an, dass
Menschen afrikanischer Herkunft eine eigenständige Gruppe darstellen, deren
Menschenrechte gefördert und geschützt werden müssen. Insbesondere das Wohl
von Menschen afrikanischer Herkunft, die außerhalb von Afrika leben, soll in dieser
Dekade in den Vordergrund gestellt werden.
Ziele der Dekade sind
-> die Förderung der Achtung, des Schutzes und der Einhaltung aller
Menschenrechte und Grundfreiheiten,
-> die Förderung einer besseren Kenntnis und Achtung des vielfältigen Erbes, der
Kultur und des Beitrags von Menschen afrikanischer Herkunft zur Entwicklung von
Gesellschaften und
-> der Schutz vor Rassismus und Diskriminierung.
Bis 2024 sollen alle Staaten sich diesen Zielen verschreiben.
Mit freundlichen Grüßen
Pavle Madzirov, Iljo Skangalov, Samy Charchira, Jaqueline Ngo-Oum
Mehr zur N-Wort Initiative und relevante Hintergrundinformationen:
Verfassungsblog: Wieso das N-Wort nie die richtige Bezeichnung für schwarze Menschen ist
Die UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft (2015 bis 2024)
UN-Dekade gegen Rassismus und Diskriminierung
Internationale Dekade für Menschen Afrikanischer Abstammung