Handwerk statt neue Büros – Bebauungsplan Vorentwurf Großmarkt

15. Juni 2022

An die Bezirksbürgermeisterin des Stadtbezirks 6
Frau Birgit Schentek


Antrag:
Die Bezirksvertretung äußert folgende Anregungen an die Planungsverwaltung bezüglich des Bebauungsplan-Vorentwurfs Nr. 01/026 – Östlich Ulmenstraße (ehemals Großmarkt) und bittet um eine Stellungnahme:

  1. Auf die Ausweisung von Flächen für Bürogebäude soll weitestgehend verzichtet werden (GE1 und GE2). Nur für Gewerbe, das in dem Gebiet produzierende oder ähnliche Tätigkeiten ausführt, sollen bei Bedarf Bürogebäude als Verwaltungsgebäude möglich sein.
  2. Stattdessen ist die Einrichtung von Hallen für das Handwerk zu prüfen. Die Vorgabe des Masterplans Industrie (Sicherung und Erhalt der Zone für emittierende Gewerbe- und Industriebetriebe) solle eingehalten werden.
  3. Im nördlichen Bereich ist der im Kontext des Bebauungsplans 01/009 – Südlich An der Piwipp von der Bezirksvertretung 6 mehrfach geäußerte Wunsch der Verbindung der Einzelhandelsangebote unter Inanspruchnahme des Großmarktgeländes aus Gründen der Verkehrssicherheit ernsthaft zu prüfen (siehe Anlage 1).
  4. Zeitnah sollte geprüft werden, zu welchen Mehrverkehren die geplante Nutzung führt. Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass der Knotenpunkt Kalkumer Straße/An der Piwipp heute schon sein Leistungslimit erreicht hat. Zusatzverkehre gegenüber dem Ist-Zustand durch den Bezirk 6 (siehe Anlage 2) bittet die Bezirksvertretung 6 auszuschließen.
  5. Im Bereich des Autohaus Slagman ist eine handwerkliche Nutzung statt der geplanten Bürogebäude zu prüfen. Dabei soll das Ziel verfolgt werden, das Fortbestehen des Betriebs durch eine Verlängerung des Pachtvertrags zu ermöglichen.

Die Bezirksvertretung 6 bittet ferner darum, im weiteren Verfahren beteiligt zu werden.

Begründung:
Die Bezirksvertretung 1 hat am 13.05.2022 den Vorentwurf für einen Bebauungsplan für das Großmarktgelände beraten (APS/048/2022, Vorentwurf Nr. 01/026 – Östlich Ulmenstraße (ehemals Großmarkt)). Plangebiet befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bezirk 6 (Unterrath) und eine Neuentwicklung hat in vielfacher Hinsicht Auswirkungen auf unseren Bezirk.

Begründungen zu den einzelnen Punkten:

1. Aktuell steigt die Leerstandsquote für Büroimmobilien in Düsseldorf deutlich (8,7 % Q1 2022 im Gegensatz zu 6,5 % 2020). In den letzten Jahren hat es im zugehörigen Büroteilmarkt Düsseldorf-Nord und auch speziell in unserem Stadtbezirk eine große Zahl von Neuentwicklungen gegeben, wodurch das Angebot vergrößert wurde. Gleichzeitig verschlechtert sich zurzeit die allgemeine konjunkturelle Lage. Daher ist davon auszugehen, dass die Leerstandsquote bei Büroimmobilien erst einmal nicht zurückgehen wird und die Nachfrage nach Immobilien durch das bestehende Angebot an Flächen gedeckt werden kann.
Der Presse ist zu entnehmen, dass die Metro AG lediglich ihren Cash & Carry-Markt an die Ulmenstraße verlegt – nicht aber ihre Verwaltung. In der Sachdarstellung der Vorlage ist ferner zu lesen, dass noch kein*e Nutzer*innen feststehen und „das Planungsrecht in Form eines Angebotsbebauungsplans […] geschaffen werden“ soll.
Vor dem oben ausgeführten Hintergrund ist es nicht sinnvoll oder notwendig, dass die Stadt als öffentliche Hand ein zusätzliches Angebot an Büroflächen auf dem Grundstück schafft, das in städtischer Hand und in der Hand einer 100-prozentigen städtischen Tochter ist.

2. Für Handwerker*innen wird es immer schwieriger, Hallen für ihre Tätigkeit in Düsseldorf zu finden. Preis- und Lärmschutzfragen reduzieren das Angebot spürbar. Wie schwer es für Betriebe ist, adäquate Flächen zu finden, wird am Beispiel einer auf dem Großmarkt-Areal bereits seit vielen Jahrzehnten heimischen Kfz-Werkstatt deutlich, die auch von Kunden im Bezirk 6 in Anspruch genommen wird. Sie findet laut Presseberichten keine adäquate Fläche zur Fortführung ihrer Tätigkeit. Ihr könnte die beschriebe Maßnahme eine Perspektive bieten. Gleichzeitig hat die städtische Klimakommission (KK Klimahilfe) das Handwerk als zentrale Stellschraube für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen identifiziert. Ob für die Wärmedämmung, den Heizungstausch oder die Solarmontage – das Handwerk ist notwendiger Partner beim Klimaschutz und bildet schon heute die Klimaschützer*innen von morgen aus. Eine Ansiedlung entsprechender Betriebe nahe am Bezirk 6 wäre wünschenswert und sinnvoll, da der Bezirk aufgrund seiner vielen Siedlungen ein hohes Potenzial für entsprechende Klimaschutzmaßnahmen bietet. Das ehemalige Großmarktareal östlich der Ulmenstraße bietet sich aufgrund seiner Entfernung zu Wohnbebauung aus Lärmschutzgründen und aufgrund seiner Eigenheit als bereits erschlossener Gewerbestandort gut für die Einrichtung von Flächen für das Handwerk an.
Der Masterplan Industrie sieht zudem für den Bereich keine Büronutzung, sondern den Erhalt der Flächen für emittierende Gewerbe- und Industriebetriebe vor. Der Fokus liegt, im Gegensatz zu der vorliegenden Planung nicht auf Dienstleistungsbetrieben.

3. Im Kontext des in Arbeit befindlichen nördlich angrenzenden Bebauungsplans 01/009 – Südlich An der Piwipp werden ein neuer REWE-Markt sowie ein Hallenbad errichtet. Die Bezirksvertretung hat dabei mehrfach (06.10.2021 sowie 06.04.2022) gebeten, die Vernetzung der vorhandenen Einzelhandelsbetriebe zu prüfen (siehe Anlage 1).
Im Innenbereich das Geschäft wechseln zu können spart Autofahrten ein. Das käme der Umwelt und der Verkehrssicherheit (Vermeidung von Aus- und Einfahrbewegungen in unübersichtlichen Situationen ink. Zwei-Richtungs-Radweg An der Piwipp) zugute. Außerdem würde es den Fußverkehr fördern.
Wenn eine Durchwegung auch für Kfz möglich wäre, ließe sich der Getränkemarkt zukünftig von beiden Seiten her anfahren, sodass der diskutierte Rückbau der Verkehrsinsel vom Tisch wäre.

4. Wir befürchten eine deutliche Zunahme an Verkehren durch eine intensivierte Nutzung des Plangebietes. Dies darf nicht zu negativen Effekten für unseren Bezirk führen. Befürchtet werden Zunahmen auf zwei Routen (siehe Anlage 2). Dabei muss Folgendes beachtet werden:
Der Knotenpunkt Kalkumer Straße/An der Piwipp hat heute schon sein Leistungslimit erreicht. Besonders der Linksabbiegestreifen aus der Straße An der Piwipp kommend führt zu Rückstau. In der Sitzung am 06.04.2022 kündigte die Verkehrsverwaltung gegenüber der Bezirksvertretung an, dass die Situation zukünftig baulich verbessert werden soll. Positive Effekte dadurch, sollten nicht durch eine deutliche Zunahme von Verkehren auf der Route wieder geschmälert werden.
Die Straße An der Piwipp ist durch zahlreiche Ein- und Ausfahrbewegungen im Bereich des Einzelhandels nicht als überregionale Verbindungsstraße geeignet.
Der Kurve Höxterweg/Vogelsanger Weg fehlt es an Übersichtlichkeit. Eine Verkehrszunahme wäre hier sicherheitsrelevant.
Die Achse Hamborner Straße – Unterrather Straße – Kalkumer Straße führt fast durchweg durch Wohngebiete und deutliche Verkehrszunahmen wären hier schädigend für die Lebens- und Aufenthaltsqualität.
In den Begründungen zum Vorentwurf wird die Danziger Straße über den Thewissenweg als „schnelle Verbindung“ bezeichnet. Diese Annahme muss für die Verkehrsplanung revidiert werden – der Thewissenweg ist mit Tempo 30 beschildert.

 

Gez. Florian Ries        Alexandra Heymann        Ralf Molnar        Lukas Mielczarek

Anlagen:
BV6_133_2022_BV6_133_2022_Handwerk_statt_Bueros_Kartenausschnitte

Quellen:

  1. https://ris-duesseldorf.itk-rheinland.de/sessionnetduebi/vo0050.asp?__kvonr=94515
  2. https://arcgiscenter.cbre.eu/portal/apps/MapJournal/index.html?appid=184d1d23a49c4272adcb8d4c8b252768&locale=de
  3. https://ris-duesseldorf.itk-rheinland.de/sessionnetduebi/getfile.asp?id=411628&type=do
  4. https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duesseldorf-metro-sichert-grundstueck-fuer-grossmarkt-an-der-ulmenstrasse_aid-70272969
  5. https://ris-duesseldorf.itk-rheinland.de/sessionnetduebi/vo0050.asp?__kvonr=88399